Araberkauf leichtgemacht
Einige unverzichtbare Tips

So, Sie wollen also einen Araber kaufen. Ach, Sie sind blutiger Laie und haben von Pferden keine Ahnung. Das macht nichts! Da sind Sie beim Araber gerade richtig. Ich kann Sie da unvoreingenommen beraten.

Zuerst einige allgemeine Bemerkungen:

Jeder Araber ist generell extrem typey, very showy - d. h. in absoluter Schauqualität -, perfekt und völlig fehlerlos in Gebäude und Fundament, ganggewaltig und für den großen Sport geeignet. Dabei ist er ein narrensicheres Familienpferd. Selbst Kleinkinder können absolut gefahrlos Deckhengste zwischen einer Herde rossiger Stuten führen. Männliche Araber sind grundsätzlich Deckhengste. Wallache gibt es nicht.
Sollte Ihnen dennoch einer angeboten werden - VORSICHT! Das kann nur eine wertlose Ausnahme sein. Hengste haben überdies den Vorteil, daß man mit ihnen Unsummen an Decktaxe verdienen kann. Weibliche Araber sind grundsätzlich Zuchtstuten. Das hat den Vorteil, daß man mit den Fohlen viel Geld verdienen kann.

Eigentlich ist der Araber ob seines Wertes viel zu schade zum Reiten. Sollten Sie dennoch zu den unverbesserlichen Reitern gehören, nur soviel:

Araber sind von Geburt an für das Reiten prädestiniert, werden quasi schon mit Sattel geboren. Ohne jegliche Ausbildung eignen sie sich von vorneherein für alle Sparten der Reiterei, das ist besonders für Sie als Anfänger interessant. Es spart viel Ausbildungszeit und Geld. Sie müssen nur irgendwie raufkommen und sich oben halten können. Das genügt! Wollen Sie ein bereits angerittenes Pferd kaufen, wurde dieses mit Sicherheit schon einmal an einem Sattel vorbeigeführt. Dann sollte es mit dem ersten Aufsitzen bei Ihnen keine Probleme mehr geben.

Zu den Verkäufern:

Wichtigster Tip: Besuchen Sie eine Zuchtschau. Kaufen Sie Ihr Pferd bei dem Besitzer des Siegers. Dann können Sie nichts falsch machen. Besonders gut ist, wenn dieser Besitzer ein betuchter Newcomer ist. Der hat sich seine Champions bei renommierten Züchtern gekauft, zeigt also großes Augenmaß, was als wichtiger als züchterische Erfahrung einzuschätzen ist. Nun braucht er nur noch der Gleichung Champion X Champion = Champion zu folgen, und da ist der Erfolg. Eine todsichere Sache, auch für Sie.

Sind Ihnen diese Spitzenfohlen zu teuer, scheuen Sie sich nicht, nach billigeren zu fragen. Sicher hat dieser erfolgreiche Mensch noch irgendwo ein Fohlen stehen, vielleicht etwas vermurkelt und z. Z. recht häßlich, aber das wächst sich schon noch zurecht - bei den Eltern! Fragen Sie nie nach der Reiteigenschaft der Eltern, das weist Sie als Laien aus! Sie wissen doch inzwischen, daß man grundsätzlich jeden Araber reiten kann, das benötigt keinen Beweis. Außerdem züchtet dieser Mensch Zuchtpferde, keine Reitpferde. Der Zusatz „Reit-“ ist schon eine schnöde Diskriminierung in sich.

Oder Sie wählen den erfahrenen langjährigen Züchter. Hier ist einzuschränken, daß er viele Jahre brauchte, um erfolgreiche Pferde zu züchten. Das sollte ja eigentlich auf Anhieb klappen! Stattdessen tauscht er ungeeignete Stammpferde einfach aus. Wo bleibt da der Zuchtverstand und die Treue zum Anfangsbestand? Aber fragen Sie ruhig nach Reitpferden. Sicher hat dieser Züchter auch mal günstigere, solide Pferde, die dann aber auf Schauen nur 2. oder 3. werden, wenn Sie das wollen...

Besser Sie gehen gleich zu den kleinen Liebhaberzuchten, z. B. das Mädchen aus der Nachbarschaft, das vor Jahren günstig ihre Stute zum Reiten erwarb und nun unbedingt ein Fohlen von dem alten Hengst ihrer Freundin wollte, mit der sie immer gemeinsam ausreitet. Ein Kind der Liebe sozusagen. Sorgsam angepaart (es kam nur dieser Hengst in Frage, er ist so lieb und hat die gleiche Farbe wie die Stute), ist das Fohlen sicher toll zu reiten, die Eltern sind ja schließlich Reitpferde. Außerdem ist das Fohlen nur mit der Mutter aufgewachsen. Es ist dadurch viel menschenbezogener und nicht so ein Rüpel aus einer Fohlenherde. Schauqualität hat es mit Sicherheit auch. Die Eltern wurden zwar nie gezeigt (die Besitzerinnen halten Schauen für nicht pferdegerecht, das fängt schon mit dem tierquälerischen Waschen an...), aber wenn Sie als neuer Besitzer das unbedingt für Ihr Fohlen wollen, kein Problem. Andere Liebhaberzüchter denken wirtschaftlich. Kostenbewußtsein ist ja in den heutigen harten Zeiten sehr gefragt. Die sind, wie sympathisch, Anfänger wie Sie, die allerdings seit einigen Jahren züchten. Damals kauften diese Gleichgesinnten günstig ein oder zwei Stuten, die sich (da das Futter doch teurer ist als erwartet) finanziell durch den Verkauf der Fohlen tragen sollen. Ein sehr kluger Gedanke! Da die Hengste im Prinzip ja alle gleich sind, wählen sie natürlich einen billigen. Zumal die Fohlen sowieso schwer abzusetzen sind und nicht viel einbringen. Da ist eine hohe Decktaxe doch rausgeschmissenes Geld. Reiten wollen und können diese Züchter nicht, sie wollen sich an der Schönheit der Tiere erfreuen. Wundern Sie sich nicht, wenn die Pferde sich kein Halfter über den Kopf ziehen lassen wollen oder sich auf der Weide nicht einfangen lassen - das liegt an Ihnen, die Pferde kennen Sie noch nicht. Sonst kommen sie immer...

Schauqualität ist selbstverständlich. Eventuell wurden die Eltern schon einmal ausgestellt und landeten nur unter ferner liefen. Das sagt gar nichts! Man hat eben keinen großen Namen, keine Bestechungsgelder bezahlt, keine Richter zum Freund etc. Wenn Sie sich das erste Mal mit Ihrem Pferd auf eine Schau begeben und sich trotzdem noch etwas unwohl fühlen, drücken Sie es einfach einem professionellen Vorführer in die Hand. Vorbereitung (Ihrerseits) oder gar Training (durch den Vorführer) sind völlig unnötig. Sie brauchen dann nur noch den Siegerpokal entgegenzunehmen.

Zuallerletzt zu den Zuchtrichtungen:

Nehmen Sie keinen Ägypter, die sind alle zu fein, unter 1,40 m, zu nervig und die Züchter züchten ausschließlich nach Pedigree. Und dann diese Inzucht!
Russen sind ganz schlimm! Den Stechtrab kann kein Mensch aussitzen.
Polen? Viel zu grob, unedel und mastig.
Spanier? Alle unrein, durch Fremdblut spanischer Landschläge verunedelt. Sie wollen doch einen richtigen Araber!
Englische Araber sind viel zu bunt, wie die gestiefelten Kater.
Marbach wäre ganz gut, hätten die keine Polen eingekreuzt. Und die Ägypter haben dieser Zucht mit Hadban Enzahi rosa Mäuler und mit Gharib Ramsköpfe verpaßt.
Also gemischte Zuchtrichtungen (z. B. ägyptisch/polnisch etc.)? Lassen Sie bloß die Finger davon - da wurden wahllos irgendwelche Araber ineinandergestöpselt. Das zeugt von Dilletantismus. Das machen nur Anfänger!

Alles Klar?

So, nun müssen Sie selbst entscheiden, aber nach dieser umfassenden Beratung kann das ja nun wirklich kein Problem mehr sein!

Sabrina Scherling ©
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