Araberzucht leichtgemacht
Züchten heißt Vermehren

So, Sie haben sich also einen Araber gekauft. Herzlichen Glückwunsch!

Ach, eine Stute. Und jetzt wollen Sie züchten. Recht so! Ich habe wieder ein paar Tips für Sie:

Ein guter Züchter züchtet nach Pedigree. Nehmen Sie also das Pedigree Ihrer Stute zur Hand. IN ist zur Zeit Inzucht. Sie finden auf Ihrem Pedigree viele Namen. Auf jedes dieser Pferde können Sie inzüchten. Vielleicht finden Sie Nazeer in Ihrem Pedigree. Der ist sehr berühmt. Wenn Sie jetzt einen Hengst finden, der ebenfalls Nazeer im Pedigree führt, wählen Sie in jedem Fall diesen Hengst und züchten Sie auf Nazeer IN. Das wirkt sehr professionell! Vielleicht hat Ihr Pferd sogar selbst zehnmal Nazeer in der Abstammung, dann ist es selbst schon auf Nazeer ingezogen. Dann paßt es noch idealer - besonders, wenn der von Ihnen ausgewählte Hengst auch zehnmal Nazeer im Pedigree hat. Besser ist es allerdings, auf gänzlich unbekannte Pferde inzuzüchten. Diese Produkte sind dann Raritäten, also sehr wertvoll. Wenn Sie einen Hengst wählen, bei dem kein Name mit dem Pedigree Ihrer Stute übereinstimmt, nennt man das outcross. Das kann tolle Erfolge bringen, wenn es so gar nicht paßt. Haben Sie Mut zum Risiko!

Das nächste Kriterium ist die Ähnlichkeit der Zuchttiere. Nehmen Sie einen Hengst, der die gleiche Farbe und das gleiche Exterieur wie Ihre Stute aufweist. Dann wissen Sie schon im voraus, was dabei rauskommt. Das Kind wird ein Abbild seiner Eltern werden, die Fehler verschwinden, das Positive wird verdoppelt. Das ist eine todsichere Sache. Oder gehen Sie mit Ihrer Stute zu einem Rapphengst. Rappfohlen lassen sich immer toll verkaufen, auch wenn sie dreibeinig sind. Dabei spielt die Farbe bzw. Farblinie Ihrer Stute keine Rolle, es wird immer ein Rappe fallen.

Die Höhe der Decktaxe sagt nichts über die Qualität der Hengste aus. Fragen Sie die Besitzer, sie werden es Ihnen bestätigen (vor allem die der günstigen Modelle). Ist der Hengst bzw. Hengstbesitzer ein Anfänger (wie Sie), lassen Sie Ihre Stute im Freisprung auf der Weide decken. Das ist für alle Beteiligten am ungefährlichsten. Das machen die Tiere dann schon unter sich aus.

Nun können Sie beruhigt, da Sie alles richtig gemacht haben, in elf Monaten Ihren Weltsieger erwarten. Wenn es keiner wird, war in jedem Fall der Hengst schuld!


Haben Sie hingegen einen Hengst erworben (Gratulation!), auch hier ein paar wertvolle Tips:

Er soll nun natürlich auch decken. Warum auch nicht. Bieten Sie ihn ersteinmal in großen Anzeigen (hier darf man nicht sparen!) ganz billig an. Dann macht’s die Menge und er kann ordentlich üben. Geben Sie ein Stutenlimit an - vielleicht 50 - das macht ihn begehrter. Die Rarität der Decksprünge verspricht guten Absatz der Fohlen.

Seien Sie bei den Stuten nicht wählerisch, sonst schnappt Ihnen ein anderer die Decktaxe weg. Das Problem mit den schlechteren Produkten haben ja schließlich nicht Sie, sondern die Stutenbesitzer. Hauptsache, der Deck-Rubel rollt.

Stellen Sie den Hengst nicht auf Zuchtschauen aus. Er könnte runtergewertet werden, weil die Richter (selber Züchter) keine Konkurrenz hochkommen lassen wollen. Das gibt ein schlechtes Image für Ihr Tier. Geben Sie als Grund für die Schau-Verweigerung tierschützerische Motive an. Das zieht immer.

Zeigen Sie ihrem Hengst ab und zu einen Sattel, damit er sowas kennt - gerittene Hengste gelten als Leistungsvererber (es schaut sowieso kein Stutenbesitzer beim Reiten zu).

Haben Sie keine (gute) Nachzucht, verschicken Sie als Werbung irgendwelche schönen Fohlenbilder, es kontrolliert sowieso keiner, wer die Eltern dieser Geschöpfe sind. Das gilt auch für Ihren Hengst, falls er nicht so fotogen ist: Wenn die Farbe stimmt, können Sie beliebige tolle Bilder von irgendwelchen Champions nehmen. Je nachdem, was die Stutenbesitzer suchen.

Kommen Stutenbesitzer zu Besuch, fragen Sie, bevor Sie sich äußern, was für Eigenschaften der Wunschhengst haben soll, und bestätigen Sie alle für Ihren Hengst. Dann freuen sich die Gäste. Wollen sie Ihr Pferd in der Bewegung sehen und Ihr Hengst kann eigentlich gar nicht so toll laufen, täuschen Sie ein Hufgeschwür vor und versichern Sie, eigentlich sei er ein Aktionstraber. Das genügt, keiner wird daran zweifeln. Möchte der Stutenbesitzer sich noch überlegen, ob er noch andere Hengste besichtigen sollte, haben Sie keine Scheu, rufen Sie ihn zehnmal an und machen Sie die Konkurrenten schlecht (die anderen Hengstbesitzer reden ja schließlich auch alle schlecht über Ihren Hengst) - er wird sich dann für Sie entscheiden.

In jedem Fall viel Erfolg!

Sabrina Scherling ©
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