Partbredzucht leichtgemacht
Die Araberzucht für den kleinen Geldbeutel

Wenn Sie zu den unverbesserlichen Idealisten gehören, die die Pferdezucht als Hobby und aus Passion betreiben, brauchen Sie nicht weiterzulesen! Gehören Sie allerdings zu den Marketingexperten, die schnell viel Geld verdienen wollen, ist dieser Artikel für Sie Gold wert.

Unter Partbred-Arabern, umgangssprachlich oft als Araber bezeichnet, versteht man Kreuzungen von Pferderassen aller Art mit Vollblutarabern. Wir greifen diesmal exemplarisch die Pony-Araber-Kreuzungen heraus, da sie aufgrund der geringen Kosten am lukrativsten sind.

Das Partbred bietet gegenüber dem richtigen Vollblutaraber viele Vorteile!

Für den Züchter:
Sie können Ihre beliebige Wald- und Wiesenstute, wie z.B. Norweger-Haflinger-Isländer-Kreuzungen, zu einem beliebigen AV-Hengst bringen. Die Decktaxe beläuft sich auf 20,- bis 50,- € (für die besonders Guten) und man muß sich keine Gedanken machen, ob es paßt. Der AV-Hengst veredelt alles. Die Partbred-Fohlen sind eigentlich von AV-Fohlen absolut nicht zu unterscheiden. Das Zuchtziel ist sofort erreicht - das Produkt besser als seine Eltern. Eine Ponywampe mit extremem Hechtkopf als Verbesserung der Mutter oder ein stämmiges Kerlchen mit kleinem Ramsköpfchen und viel Schick, das im Vergleich zum doch viel zu filigranen Vater robust daherkommt. Außerdem machen Sie mit Ihrem Interesse auch dem Hengstbesitzer viel, viel Freude. Die Besitzer von Champions sind begeistert, daß sich ihre Hengste endlich einmal bei anderen Rassen bewähren dürfen. Die Produkte werden dem Vererber viel Ruhm einbringen. Manche Hengste sind sogar auf die Bedeckung solcher Stuten spezialisiert und decken gar keine AVs. Unter Umständen handeln Sie sogar eine Gratisbedeckung aus nebst Anerkennungsprämie für Ihren Mut, einen (noch immer) unbekannten Hengst zu wählen. Anschließend können Sie in Verkaufsanzeigen werben: „Erstes und einziges Fohlen des Elitehengstes und Topvererbers NN.

Für den Verkäufer:
Bei geringem finanziellen Aufwand können Sie immerhin einen sogenannten Araber verkaufen. Stute und Fohlen leben ausschließlich von der Weide bzw. von Heu. Mineralien und Vitamine sind genug darin enthalten, jedwede Zufütterung ist schädlich (Hufrehe!). Ein Mangel kommt sowieso nie vor, dagegen besteht bei Kraftfutterergänzung die Gefahr einer Hypervitaminose bzw. einer Hyperkalzämie mit z.B. schädlichen Kalkablagerungen in den Adern (Arteriosklerose, Herzinfarkt!), in Muskulatur und Sehnen bei Calcium im Übermaß. Haben Sie doch gerade durch Ihre gezielte Ein- und Verkreuzung von echten, robusten, bodenständigen Pferden mit den dekadenten Vollblutaraber-Pferdchen etwas Brauchbares und Genügsames im Edellook geschaffen.

Der Käufer wird den Unterschied zwischen Partbred-Arabern und Arabischem Vollblut sowieso nicht merken. Davon einmal abgesehen, gibt es genug Bücher, die beweisen, daß auch die AVs eigentlich - bis auf die Asilen - alle Partbreds sind. Irgendwo im Pedigree tummeln sich immer polnische, russische, spanische Landstuten, Berber, Vollblüter etc. Und was heißt eigentlich asil - wissen Sie wirklich, was die Beduinen da alles reingekreuzt haben? Alles Wüstenmischmasch.

Der ungeschickte Verkäufer weist ungefragt auf den AV-Anteil hin (50% AV, 25% AV, 2,5% AV ...). Gut, wenn er Geld zu verschenken hat! Sehen tut man den Unterschied nicht. Also ist es wichtig, daß Sie endlich begreifen, daß Sie ein Pferd verkaufen - ein Arabisches und keine Prozente.

Für den Käufer:
Auch für den Käufer mit dem kleinen Geldbeutel lohnt der Erwerb eines Partbreds. In den normalen Warmblutreiterkreisen kann er allemal mit seinem neuen Araber protzen - die merken die fehlenden Prozentchen sowieso nicht und sind schwer beeindruckt von dem edlen Tier. Und wenn die Akzeptanz doch wider Erwarten ausbleibt, kann der gewiefte Araberbesitzer seinen Trumpf aus dem Ärmel schütteln: Ätsch, ist ja gar kein spinnerter Vollblutaraber - hat er doch alles Positive von seiner Ponymutter.

Sabrina Scherling ©
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