Araberschauen leichtgemacht
Arabische Pferde sind grundsätzlich auch Schaupferde. Das bedeutet, Sie können jeden Ihrer Araber ausstellen.

Gewertet wird auf diesen Zuchtschauen nach sechs Einzelkriterien in der Notenskala 0 - 20. Die Höchstnote ist 100 (6 x 20). Es gibt aber auch Schauen, bei denen es nur fünf Teilkriterien gibt; hier ist die Höchstnote ebenfalls 100 (5 x 20). Benutzt werden allerdings ausschließlich die Noten 16 und 17, nur für den Typ gibt es meistens eine 20. Daher ist die Teilnahme sowieso kein Risiko, denn niedrige, diskriminierende Gesamtnoten sind somit schon von vorneherein ausgeschlossen. Gerichtet wird bei C- und B-Schauen meist durch 3 Richter (bei A-Schauen sind es 5), die immer gleicher Meinung sind. Ein Vierter (bei A-Schauen: Sechster) wechselt sich mit ihnen ab, damit es für die Zuschauer nicht so langweilig wird und sie nicht immer in dieselben Gesichter gucken müssen.

Die Einzelkriterien

1. Typ:
Bewertet wird hier neben dem Rassetyp der Geschlechtstyp. Der Araber ist immer extrem typey, daher gibt es hier Höchstnoten für die Rasse. Wenn Sie entweder Ihren Hengst in der Hengstklasse (Wallache gehören in die Wallachklasse!) oder Ihre Stute in der Stutenklasse gemeldet haben, haben Sie bewiesen, daß Sie das Geschlecht erkannt haben. Dann gibt es auch hier hohe Noten.

2. Kopf und Hals:
Selbstverständlich hat jeder Araber einen schönen Kopf. Sollte das bei Ihrem trotzdem nicht der Fall sein, hat er eben andere Vorteile: ein gutes Gebäude oder gute Beine. Oder einen guten Charakter. Das rechtfertigt auf jeden Fall die Schauteilnahme! Und der Hals sollte nicht zu lang, nicht zu kurz, nicht zu dick und nicht zu dünn sein.

3. Gebäude:
Auch hier gilt: Der Rücken sollte nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz sein. Die Schulterpartie sollte zu erkennen sein (d. h. markant), der Widerrist ausgeprägt, aber nicht zu hoch, die Sattellage komfortabel, aber nicht zu tief, die Kruppe leicht abfallend, aber nicht zu gerade und der Schweif an der richtigen Stelle (hinten) sein. Wenn Ihr Pferd einen besonders schönen Kopf hat, brauchen Sie auf das Gebäude kein Augenmerk mehr zu richten. Er gewinnt sowieso.

4. Fundament:
Da kein Pferd perfekte Beine hat, ist es eigentlich egal, welche Fehler Ihres eventuell haben könnte (bei schönen Köpfen sowieso unerheblich, s. o.). Ganz allgemein gilt: die Beine sollten vorne gerade sein, hinten in der Mitte gewinkelt. Das Fundament sollte nicht zu schwach und nicht zu stark sein. Die Winkelungen sollten eine gewisse Gradzahl weder unter- noch überschreiten (Winkelmesser nicht vergessen!). Sollten Sie sich wundern, warum einige Vorführer ihre Pferde so komisch aufstellen - das liegt daran, daß die korrekte Winkelung unbedingt eingehalten werden muß. Sie sollten von diesen Profis lernen!

5. Schritt:
(wird bei großen Schauen überhaupt nicht beurteilt, s. o.) Der Schritt sollte Ihnen egal sein, dafür gibt es immer eine 16. Merke: Ein guter Schritt (16) bedeutet, daß der folgende Trab (siehe 6.) viel zu unspektakulär wird, während ein verspannter, zackelnder Schritt (16) einen gewünschten Stechtrab fördert.

6. Trab:
Der Trab sollte möglichst spektakulär aussehen. Strampelnde Vorderbeine verstärken diesen Power-Effekt. Losgelassene, lockere Trabbewegungen wirken zu lasch. Jeder guckt sowieso nur auf die Beine, nie auf den Rücken. Wenn Ihnen bei der Vorstellung Ihres Pferdes der Trab nicht gefällt, drehen Sie am Ende der ersten Trabstrecke einfach wieder um und wiederholen die Passagen mehrmals, bis der Trab sitzt oder Sie (bzw. Ihr Pferd) keine Puste mehr haben. Von größter Wichtigkeit ist, daß Ihre Freunde (... Kinder, Oma, Opa, Pferdepfleger, angemietetes Hilfspersonal ...) an der Trabstrecke viel Lärm machen (hysterisches Kreischen, Klatschen, Trommeln an die Bande, Autohupen ...). Ihr Pferd wird sich erschrecken und sofort angaloppieren. Ein Grund mehr, den Trab zu wiederholen. Sollten Sie keine Helfer dabeihaben, versuchen Sie, Ihr Pferd durch lautes Rufen selbst zu erschrecken. Ein weiterer Effekt Ihres engagierten, fachkundig wirkenden Fanclubs: Der Rest des hierdurch geweckten Publikums hält ihr Tier sofort für den designierten Sieger und wird begeistert mitjubeln. Das wird auch die Richter beeindrucken. Dem Sieg steht kaum noch etwas im Wege. Im gegenteiligen Fall wirken arrangierte Buhrufe genauso ansteckend.


Sollte es bei Ihrer Schauteilnahme wider Erwarten doch nicht mit einem Klassensieg oder einem Championat klappen und Sie landen nur unter ferner liefen - das sagt gar nichts! Sie haben eben keinen großen Namen, keine Bestechungsgelder bezahlt, keinen Katalog oder Ehrenpreis gesponsert, keine VIP-Lounge gemietet, keine Richter zum Freund ...

Wenn Sie sich das erste Mal mit Ihrem Pferd auf eine Schau begeben und sich trotzdem noch etwas unwohl fühlen, drücken Sie es einfach einem professionellen Vorführer in die Hand. Vorbereitung (Ihrerseits) oder gar Training (durch den Vorführer) sind völlig unnötig und viel zu kostspielig. Sie brauchen dann nur noch den Siegerpokal entgegenzunehmen.

Sabrina Scherling ©
  Zurück | Backward       Vorwärts | Forward