Werbung leichtgemacht

Heute möchte ich Ihnen bei der Vermarktung Ihres Arabers helfen. Egal, ob Sie Ihr Pferd verkaufen, als Deckhengst anpreisen oder einfach nur Ihre Eitelkeit befriedigen wollen:

Legen Sie sich als Erstes einen klangvollen Gestütsnamen zu (auch wenn Sie vielleicht nur ein Pferd besitzen). Am besten irgendetwas mit EL, das klingt sehr arabisch und professionell. Z. B. El Arab, El Primo, El Black (White, Chestnut,...). Danach erfinden Sie, wenn Sie nicht rein (straight) irgendwas züchten (ägyptisch, polnisch, russisch...), einfach ein Cross, z. B. Russian-Polish-Cross, Egyptian-Marbach-Spanish-Tunesian-Cross bzw. geben Sie diesen neuen Zuchtrichtungen klangvolle Eigennamen wie Bavarian-Cross, Desert-Cross o. ä. Wie Sie bereits in der Einleitung bemerkt haben sollten, müssen Sie grundsätzlich viele englische Begriffe verwenden. Als Araberzüchter ist man eben immer ein Global-Player (wie Daimler, Siemens, IBM ...). Eine geballte Mischung aus deutsch und englisch wirkt sehr professionell.


Nun kommen wir zu Ihren Arabern:

Geizen Sie nicht mit Superlativen! Jeder Araber verdient die Attribute extrem typey, super showy, hyper gedished, mit viel Präsenz, ganggewaltig, elegant, absolut korrekt etc. Seien Sie kreativ - lassen Sie sich etwas Neues einfallen.

Haben Sie eine bzw. mehrere Schauen besucht, müssen Sie das unbedingt verwerten. Hier hilft die Formulierung Multi.
- Ab einem Championat: Multi-Champion.
- Ab einem Reserve-Championat: Multi-Champion (R).
- Ab einem Klassensieg: Multi-Sieger.
- Ab einem zweiten Platz: Multi-Sieger (R).
- Ab einem dritten bis fünften Platz: Mehrfach hochplaziert.

Hat es mit den Plazierungen nicht geklappt, heben Sie hervor, wodurch Ihr Pferd auf der Schau bestach: war er z. B. einziger Ägypter (Pole, Russe, Bavarian-Cross etc.) seiner Klasse , schreiben Sie Bester Ägypter (...) seines Jahrgangs. Dafür reicht auch der letzte Platz, vorausgesetzt, Sie waren wirklich das entsprechende Unikat. Ebensogut funktioniert das mit Farben - bester Rappe, Fuchs, ... - oder einer Kombination aus beidem -bester ägyptischer Rappe, ... oder mit Teilkriterien: Russe mit der besten Oberlinie aller Russen in seiner Klasse, schwarzer Pole mit dem besten Fundament aller schwarzen Polen in seiner Klasse,...

Eine echte Empfehlung sind Schauen im Ausland. Melden sie z. B. in Dänemark, wenn Sie aus dem Süden kommen, oder z. B. in Italien, wenn Sie und Ihr Kundenkreis im Norden beheimatet sind. Sie können nur gewinnen, denn wenn es daneben geht, hat es keiner von Ihren lokalen Neidhammeln gesehen. Weiterhin sollte sich der Aufwand in jedem Fall lohnen. Wird Ihr Pferd - einzige Vierjährige in der Klasse der 4- bis 6-jährigen - z. B. Achte, so dürfen Sie das Pferd auf keinen Fall noch einmal im Ausland zeigen. Denn nun ist Ihr Pferd international in seiner Altersgruppe ungeschlagen!! (Auch, wenn es bisher national immer hinten landete.)

Für die Vermarktung Ihres Deckhengstes hilft der Hinweis auf die bestechende Nachzucht. Grundsätzlich gelten hier die gleichen Attribute (siehe oben), nur erheblich dicker aufgetragen - man will ja Zuchtfortschritt sehen. Hat er noch keine Nachzucht, müssen Sie sich ausdenken, mit welcher Eigenschaft er eine Marktlücke füllen könnte und dann eben sehr geschickt formulieren. Soll er z. B. ein Farbvererber werden, schreiben Sie noch keine Schimmel-Nachzucht.

Gibt es ein Fohlen, heben Sie dessen Pluspunkte hervor:
- Ist es ein Stutfohlen, z. B. bisher 100% Stutfohlen,
- ist es farbig: Bisher 100% Farbe,
- ist es schwarz (dank seiner durchgezüchteten Rappmutter) - Bisher 100% Rappen.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Werbung mit Gratisbedeckungen treibt die Bedeckungszahlen Ihres Hengstes in die Höhe. Nächstes Jahr finden Sie sich mit Ihrem Vatertier an der Spitze der Top Ten-Vererber wieder. Ab dann ist die Vermarktung ein Selbstgänger.

Ist Ihr Pferd schon einmal gesattelt worden, preisen Sie es als Leistungsvererber bzw. Leistungssportler an. Sollten Sie sogar ein oder mehrere Turniere besucht haben, gilt selbiges wie bei den Schauen: Für hintere Plätze helfen Bezeichnungen wie bester (weil einziger) Araber. Auch hier sind Ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Bei Verkaufsanzeigen nutzen Sie, unabhängig vom Alter Ihres Pferdes, Pauschalierungen wie geeignet für S-Dressur (oder Teile davon), Hohe Schule, S-Springen, Schau, Zucht etc.. Kreuzen Sie alles an, auch bei Fohlen. Der Araber kann wirklich alles, und wenn dann doch nicht, liegt es an der Unfähigkeit seines neuen Besitzers. Machen Sie sich nur keine Gedanken, daß Sie in irgendeiner Weise Verantwortung für die Fehlschläge Ihrer Kunden haben könnten. Wenn die nicht mit so sensiblen Tieren umgehen können, hätten die eben ein Kaltblut kaufen müssen.

Noch ein Wort zu den Fotos: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Überlegen Sie sich gut, ob Sie wirklich ein Foto Ihres Pferdes nehmen. Irgendein wirklich schöner anderer Araber mit einer gewissen Ähnlichkeit wäre vielleicht manchmal hilfreicher. Und falls es jemand merkt, habe ich auch noch eine Ausrede für Sie parat: Also so was! Haben die in der Redaktion doch tatsächlich die Bilder vertauscht...!!

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch auf eine Art der Telefonwerbung für nicht/wenig frequentierte Deckhengste eingehen: Geben Sie sich als Hengstbesitzer ein gängiges Pseudonym, sagen wir Meyer, Müller, Schulze. Nun rufen Sie Stutenbesitzer an und fragen nach Nachzucht eines gewissen Topvererbers (natürlich Ihres Hengste, was Sie selbstverständlich nicht preisgeben dürfen). Die Züchter verneinen. Nun loben Sie über Gebühr die Qualität des von Ihnen begehrten Vatertieres und machen Sie die Stutenbesitzer neugierig. Stellen Sie den Ankauf der Fohlen in Aussicht, wenn die Züchter in Zukunft diesen Hengst wählen. Dabei ist die Stutenlinie völlig unwichtig für Sie, machen Sie dieses den Stutenbesitzern klar. Betonen Sie, daß Sie sich eine Zuchtherde ausschließlich mit der Nachzucht Ihres Wunschhengstes aufbauen wollen. Lassen Sie einfließen, daß Sie bereits bei anderen Züchtern auf der Warteliste stehen, z. B. auf Platz 30 bei Züchtern mit 1-2 Stuten. Da Ihnen das zu lange dauert, würden Sie also nun bei Ihrem Telefonpartner Fohlen aus allen Stuten, die er hat - natürlich nur von dem Wunschhengst(!) - unverbindlich bestellen. Ihr Hengst kann sich von Stund an vor Bedeckungen nicht mehr retten.

Sabrina Scherling ©
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