Schautraining leichtgemacht

Diesmal möchte ich Ihnen Hilfestellung geben, Ihren Araber erfolgreich auf Schauen zu präsentieren. Es hat sich einiges in der Showszene geändert - deshalb: Runter von der Weide, ab auf die Schau - is’ nich’ mehr!

Nicht eingehen möchte ich auf die illegalen Trainingsmethoden wie Schwitzkrägen, Bleigewichte in Gamaschen, Barren, Elektroschockgeräte (Bullentreiber), Peitschenmißbrauch, Körpermodellierung per Spritze, Ingwer im After, Doping, Hormone, Kokain in Gertenknäufen ...

Nicht eingehen möchte ich auf die derzeitige Problematik, daß Amateur-Vorführer (bzw. die Pferdebesitzer daselbst) auf Schauen gegen die Profischwemme null Chancen haben ...

Nicht eingehen möchte ich darauf, daß altersgemäß entwickelte Jungpferde gegen die stark getriebenen Showcracks gar nicht mehr antreten sollten ...

Gehen wir also davon aus, daß es das alles gar nicht gibt und beginnen wir mit dem Training.

Die Fütterung
Monate vor der Schau beginnen Sie, die Pferde zu mästen - mindestens 20 kg Hafer pro Tag und Pferd. Pferde unbedingt aufstallen, denn Weidegang macht Grasbäuche.

Die Pflege
Am Tag vor der Schau: Pferdehaare waschen, schneiden, fönen, legen. Der Flair von natürlicher Mähne, Schopf und Schweif ist ja recht niedlich und nostalgisch, hat aber auf einer modernen Schau nichts verloren. Anschließend das Pferd aufbrezeln - Glanzspray, Haargel, Fixierspray, Make-Up, Pediküre.

Das Training
Soviel vorweg: Training mit einem perfekten Pferd ist recht langweilig. Sie können es eigentlich aufstellen, wie Sie wollen. Ein guter Richter wird immer seine Qualität erkennen, auch wenn es gerade mal eselt. Zeigt es müde Gänge, wird der gute Richter schon im Antritt erkennen, was das Pferd zu Treten in der Lage sein könnte (wenn es denn gerade wollte) und natürlich eine 20 für die Bewegungen ziehen. Wenn er Ihr Pferd für nicht so perfekt hält wie Sie es tun, stellen Sie ihn zur Rede und überzeugen Sie ihn von Ihrer Meinung!

Gutes Training bedeutet auch, Fehler zu kaschieren. Nun wird das Training eine richtige Aufgabe bzw. eine echte Herausforderung! Ausschlaggebend für die Reihenfolge der Plazierungen sind die ersten Schrittrunden in der Gruppe. Üben Sie Temperament: Ihr Pferd sollte sich möglichst ungebärdig verhalten, zackeln, steigen und wie ein wilder Araber aussehen, soeben der Wüste entsprungen und völlig roh. Ein ordentlich heißgemachtes Pferd, ob Hengst oder Stute, bläht die Nüstern, rollt feurig mit den Augen und sieht richtig edel aus. Erreicht wird das durch Erschrecken mit Plastiktüten, Regenschirmen, Klapperbüchsen u. ä., die Sie natürlich auch zur Schau nicht vergessen dürfen! Merke: Bei einem durchgeknallten Pferd kann kein Richter einen Fehler entdecken, nur ein ruhiges Pferd gibt ihm Gelegenheit, genauer zu gucken! Viel Temperament bedeutet außerdem hohe Typnoten. Ihr Pferd darf sich auf keinen Fall wie ein Familienreitpferd verhalten!

Zur Einzelpräsentation
Hat Ihr Pferd einen unregelmäßigen Gang, gehen Sie nie gerade auf die Richter zu oder von ihnen weg. Üben Sie Zickzacklauf, und kein Richter wird die unkorrekte Fußfolge erkennen können. Im Zweifel für den Angeklagten - hohe Schrittnoten. Sie können auch in den Ring hineinzackeln oder traben, wobei Sie so tun müssen, als ob Sie Ihr Pferd kaum bändigen können. Das gibt hohe Typnoten und Verständnis bei den Schrittnoten, s.o. Nun stehen Sie vor den Richtern - üben Sie zuhause korrektes Pferd. Beurteilt werden Kopf und Hals, Körper und Oberlinie und Fundament. Das Gebäude fließt ebenfalls mit in die Typnote (Temperament üben!).

Zu Kopf und Hals
Der Ausdruck des Kopfes muß arabisch sein (Nüstern blähen, Augen rollen s.o., Dish). Hat Ihr Pferd einen Ramskopf, nehmen Sie ein Schauhalfter mit vielen Trotteln, die das Gesicht verhängen. Fehlt der Dish, nehmen Sie einen breiten Nasenriemen, den Sie kräftig zuziehen. Nun blähen sich auch die Nüstern, die Augen rollen. Weiterhin gilt : Temperament verhindert genaueres Hingucken. Der Hals soll rank und schlank sein, möglichst lang mit feinem Genick, viel Ganaschenfreiheit und freiem Kehlgang. Üben Sie Kopf hochreißen (erschrecken, eins-rein-knacken) und Schwanenhals rausziehen (mit Leckerlies locken). Verbiegen Sie Ihren Oberkörper unter dem Pferdehals, machen Sie ein Hohlkreuz. Als letztes üben Sie Kopf runterziehen (knien Sie sich vor Ihr Pferd, ziehen Sie am Halfter) - und vor allem Temperament! Wedeln Sie mit der Gerte, verzieren Sie das Gertenende mit einem Plastikfähnchen.

Zu Körper und Oberlinie
Senkrücken kaschieren Sie durch Amerikanisches Aufstellen. Das Pferd muß sich wie ein Schaukelpferd aufstellen, Vorder- und Hinterbeine weit vor bzw. hinter den Körper stellen. Die Folge ist: Noch mehr Senkrücken! Aber - nun sagt jeder : Guck mal, wie der den furchtbar aufstellt. So hat er ja einen schrecklichen Senkrücken! - Und nimmt an, daß das nur an der Aufstellung liegt... Da ich nicht auf jeden Fehler eingehen kann: Als Allheilmittel bei Gebäudefehlern aller Art - Temperament üben.

Zum Fundament
Nur bei einem ruhig und natürlich stehenden Pferd kann ein Richter die Beine beurteilen. Das sagt alles - üben Sie Temperament! Bei Beinfehlern korrigieren Sie unentwegt an der Beinstellung herum. Irgendwann stellt sich Ihr Araber vielleicht zufällig einigermaßen korrekt hin - stehen lassen!!! Da auch die Fußfolge im Schritt und Trab in die Fundamentsnote mit eingeht - vorsicht mit geraden Linien! Aber das hatten wir ja schon.

Zu den Bewegungen
Der Schritt wurde ja schon in der Einleitung besprochen.

Für den Trab gilt:
Möglichst spektakulär! (Das gibt auch hohe Typnoten!) Trainieren Sie mit allem, wovor Ihr Pferd Angst hat. Es darf sich nur nicht an die Gegenstände gewöhnen. Wechseln Sie die Objekte regelmäßig! Reiten Sie nie - das macht die Gänge kaputt. Gerittene Pferde laufen an der Hand zu lasch. Außerdem lassen sie sich schlecht durch Regenschirme o.ä. erschrecken. Wenn Sie das mit dem spektakulären Trab überhaupt nicht hinkriegen : Lassen Sie Ihr Pferd auf der Schau auf der Trabstecke galoppieren und buckeln - das gibt wieder Pluspunkte für den Typ und verständnisvolle Trabpunkte. Eine 0 für einen nichtgezeigten Schitt oder Trab habe ich noch nie gesehen...

Sabrina Scherling ©
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